Deutscher Sozialstaat federt mehr als die Hälfte an Einkommensverlusten in Wirtschaftskrisen ab

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In Deutschland federt der Sozialstaat im Falle eines starken Anstiegs der Arbeitslosigkeit zwischen 53 und 63 Prozent aller Einkommensverluste ab. Das geht aus einer EconPol-Studie hervor, die soziale Sicherungssysteme in der EU untersucht. „Die Sozialsysteme in Skandinavien und Westeuropa puffern Einkommensverluste ihrer Bürgerinnen und Bürger besonders umfassend ab. In den süd- und osteuropäischen Staaten hingegen führen Krisen zu deutlich höheren Einkommensverlusten, ebenso in Großbritannien und Irland“, sagt Mathias Dolls, stellvertretender Leiter des ifo Zentrums für Makroökonomik und Befragungen.

Das Arbeitslosengeld gleicht in Deutschland zwischen 16 und 25 Prozent der Einkommensverluste aus. Rund 20 Prozent der Verluste werden durch niedrigere Einkommensteuerzahlungen und 16 Prozent durch geringere Sozialversicherungsbeiträge abgefedert. Die Grundsicherung leistet einen geringen Beitrag und fängt ein bis zwei Prozent der Rückgänge ab.

Für Frankreich liegt die Spanne der abgefederten Einkommensverluste zwischen 38 und 73 Prozent. In Dänemark liegt der Wert zwischen 52 und 69 Prozent. In Belgien gleicht der Sozialstaat zwischen 52 und 73 Prozent der Einkommensverluste aus. Großbritannien kommt lediglich für 30 bis 33 Prozent der Ausfälle bei Wirtschaftskrisen auf. In Italien sind es rund 43 Prozent. Polen ist das Land mit dem geringsten Puffer in der EU, der Ausgleich liegt hier bei lediglich 29 Prozent.

„Die stabilisierende Wirkung der sozialen Sicherungssysteme hängt stark davon ab, wie viele Personen im Fall von Arbeitslosigkeit zumindest zeitweise von der Arbeitslosenversicherung aufgefangen werden. Die Abdeckung durch die Arbeitslosenversicherung ist in einigen europäischen Sozialstaaten relativ schwach ausgeprägt“, sagt Max Lay, Koautor der Studie. „Gut gestaltete soziale Sicherungssysteme schaffen es, Menschen vor wirtschaftlichen Härten zu schützen und gleichzeitig starke Erwerbsanreize zu setzen“, ergänzt Dolls.

Die Studie berechnet die Auswirkungen verschiedener Wirtschaftskrisen auf die verfügbaren Haushaltseinkommen in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union sowie Großbritannien. Dabei wird für jedes betrachtete Land ein Anstieg der Arbeitslosenquote um fünf Prozentpunkte innerhalb von zwei Jahren simuliert. In den Simulationen erfolgt der Anstieg der Arbeitslosenquote in einer ersten Variante gleichmäßig über die zwei Jahre und in einer zweiten Variante sprunghaft zu Beginn der Wirtschaftskrise. Das führt zu zwei Werten für jedes Land.

Bei Rückfragen: May Lay, 089 / 9224-1247; Lay@ifo.de